Gerade für Eltern dürften die neusten Erkenntnisse einer Studie des Schweizerischer Nationalfonds SNF hellhörig machen. In einer Studie (Nadja Olini, Salomé Kurth and Reto Huber (2013). The Effects of Caffeine on Sleep and Maturational Markers in the Rat. PLoS ONE 8: e72539. doi:10.1371/journal.pone.0072539) untersuchten die Forscher den Einfluss von Koffein in der Pubertät. Diese Phase tritt nicht nur bei Menschen, sondern allgemein bei Säugetieren auf. So haben pubertierende Ratten Koffein erhalten und es konnte eine Verzögerung in der Hirnentwicklung festgestellt werden.
Nicht nur Schokolade ist für Kinder ein Koffeinlieferant, viele Eltern zeigen sich besorgt über den frühen Zeitpunkt, wenn ihre Kinder das erste Mal zum Energy-Drink greifen. Der durschnittliche Koffeinkonsum von Kindern und Jugendlichen ist in den letzten 30 Jahren um schätzungsweise 70 Prozent angestiegen und diese Zahl steigt weiter. Laut der Getränkeindustrie sind Energy-Drinks das Produktsegment mit dem größten Wachstum in den letzten Jahren. Die Rechtslage zur Abgabe koffeinhaltiger Lebensmittel an Kinder und Jugendliche ist nicht eindeutig geregelt. Bei einem sind sich kritische Eltern und problembewusster Händler einig: Es fehlt eine Altersfreigabe. Einige Märkte sind dazu übergegangen eine selbstdefinierte Altersfreigabe ab 16 Jahren einzuführen.
Die aktuelle Studie von Dr. Reto Huber vom Kinderspital Zürich bringt eine neue Perspektive und wissenschaftliche Sicht auf dieses strittige Thema. In der bereits angesprochenen Studie kommt das Team zu folgendem Schluss: „Bei pubertierenden Nagetieren führt ein Koffeinkonsum, der auf den Menschen umgerechnet drei bis vier Tassen Kaffee pro Tag entspricht, zu vermindertem Tiefschlaf und einer verzögerten Hirnentwicklung.“

Die Pubertät ist ein sehr wichtiges Entwicklungsstadium beim Menschen. Anzahl Synapsen und Verknüpfungen im Gehirn steigen bei Kindern an und erreichen in diesem Stadium ihre Höchstform. Entscheidend für eine gute Entwicklung ist der natürliche Schlaf, dessen Intensität und Dauer. In seiner Studie verwendete Huber 30 Tage alte Ratten, denen er an fünf Tagen moderate Koffeinmengen verabreichte. Dabei wurden die Stromwellen der Gehirne gemessen. Während des Tiefschlafes erzeugt der gesunde Körper langsame Stromwellen, diese zeigten jedoch vom 31. Tag bis zum 42. Tag eine deutliche Verminderung. So konnte gezeigt werden, dass die Wirkung des Koffeins noch lange nach der Verabreichung eine Wirkung hatte. Zum Abschluss der Studie wurden die Rattenhirne die dem Koffein ausgesetzt waren mit einer Kontrollgruppe verglichen. Die Kontrollgruppe, die keinem Koffein ausgesetzt war, wiesen mehr Nervenverbindungen auf. Nicht nur auf neuronaler Basis, sondern auch im Verhalten konnten Unterschiede ausgemacht werden. Die Ratten mit Koffein blieben eher scheu und vorsichtiger in ihren Reaktionen, als die gesunden Artgenossen.
Natürlich lassen sich die aus der Studie gewonnenen Ergebnisse nicht direkt auf den Menschen übertragen. Viel eher muss hier laut Huber weitergeforscht werden, um eine verlässliche Aussage für den Menschen machen zu können. Eines zeigt die Studie sehr deutlich: Auch geringe Mengen eines Stoffes können große Auswirkungen auf den Organismus haben. Wenn nicht beim Erwachsenen, dann aber bei Kindern und Menschen mit besonderer Veranlagung.